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Nachhaltigkeit

NACHHALTIGKEIT IST NUR EINE VORAUSSETZUNG

Nachhaltigkeit ist ein Wort, das die einen nicht mögen und an das andere gar nicht denken oder richtig verstehen, denn Nachhaltigkeit ist nicht nur langweilig, sondern auch aufwendig und sehr anspruchsvoll.

Stellen Sie sich vor man frage Sie, wie es Ihnen mit Ihrem/er Lebenspartner*in so geht und Sie antworten darauf: „nachhaltig“.

„Sustainable“ bedeutet unter anderem auch, dass etwas tragbar, erneuerbar ist oder etwas aufrechterhalten werden kann. Wenn dies das große Ziel von Beziehungen, egal in welcher Form (auch Handelsbeziehungen oder internationale Beziehungen) ist, dann ist das Erreichen des Zieles mit dieser Sichtweise gefährdet.

In Krisenzeiten, wie diesen, geht es nicht darum den Menschen nach dem paternalistischen Prinzip vorzuschreiben, was sie zu tun haben, sondern darum die Innovationschance einer Krise zu nutzen und dadurch die Lebensqualität aller Menschen positiv zu verändern. Dies gelingt nur dann, wenn man die intrinsische Motivation von Menschen zur Verstärkung ihres Verantwortungsbewusstseins durch emanzipatorische Prinzipien fördert (Führen, fördern, coachen).

Dabei ist Nachhaltigkeit nur eine Voraussetzung und ein Minimum, aber was ist das Maximum?

Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Man kann sich eine Welt ohne Pandemien oder ohne Klimawandel, ohne Kriege und ohne Wirtschaftskrisen wünschen. Doch darum geht es nicht, wenn man „Nachhaltigkeit“ richtig verstehen möchte, denn eine Welt ohne Kriege, ohne Klimawandel oder ohne Pandemien sowie Wirtschaftskrisen ist dann noch immer negativ definiert.

Man kann nicht negativ denken. Dazu eine kurze Imaginationsübung: Denken Sie jetzt nicht an einen rosaroten Elefanten mit gelben Punkten. Sehen Sie, sie können also nicht „nicht“ an den rosaroten Elefanten mit den gelben Punkten denken, auch wenn so einer gar nicht existiert, sie können also gar nicht negativ denken, selbst wenn Sie es noch so verbissen versuchen.

Selbst wenn Sie jetzt also nicht an eine Welt ohne Kriege, Klimawandel und Pandemien sowie Wirtschaftskrisen denken müssten, würden Sie noch immer an Kriege, Klimawandel Pandemien und Wirtschaftskrisen denken, sobald die Begriffe irgendwo in Erscheinung treten. Das Maximum ist eine Welt voll funktionierender Beziehungen im biologischen Gleichgewicht mit der Umwelt ohne absoluter Machtbestrebungen Einzelner, wo alle Dinge, die Menschen tun für andere Lebewesen nützlich sind. Das ist viel mehr als eine Welt ohne Kriege, ohne Klimawandel und ohne Pandemien und Wirtschaftskrisen.

Nachhaltigkeit ist dafür bloß eine Voraussetzung, also das Minimum.

Beim Klimaschutz geht es nicht darum zu denken, dass man mehr schützt, wenn man weniger zerstört und sagen würde: „Schütze das Klima, fahre weniger mit dem Auto.“ Das wäre so, als würde man sagen: „ich schütze ab jetzt mein Kind und schlage es nur fünf Mal anstatt zehn Mal pro Tag.“ Damit schützte ich mein Kind nicht, denn weniger schlecht ist nicht gut, sondern nur schlecht.

Es geht dabei also um ganzheitliche Prozesse in der Politik, Wirtschaft, Medizin, Umwelt etc., die nicht weniger schädlich sind, sondern für alle Lebewesen auf diesen Planeten nützlich sind, um aus schlechten Entwicklungen gute entstehen zu lassen.

„Greenwashing“ und „Virtue signalling“ verhindern?„Greenwashing“ bedeutet, wenn Unternehmen bloß vorgeben nachhaltig zu sein.
„Virtue signalling“ (wörtlich Tugendsignalisierung) ist das zur Schau stellen moralischer Werte. (Tugendprotzerei, Tugendprahlerei)

Häufig werden dabei Ansichten zur Schau gestellt, die eine moralische Korrektheit zu einem bestimmten Thema signalisieren sollen und gleichzeitig in der Gesellschaft als besonders zustimmungsfähig oder mehrheitsfähig erachtet werden, um die eigene Position in der Gesellschaft zu (ver-) stärken und/ oder um damit Marktmacht (Wirtschaft – Greenwashing & Virtue signaling als Mittel um durch Marketing die Positionen eines Unternehmens am Markt zu stärken) aufzubauen, dazu wird auch die offensive Ablehnung von nicht zustimmungsfähig eingeschätzten Ansichten gezählt.

Gönnen wir uns an dieser Stelle doch einmal einen Exkurs in die Welt der Politik. In diesem Zusammenhang schreibt Gregor Gysi in seinem neuen Buch „Was Politiker nicht sagen“, dass es in der Politik um Mehrheiten und nicht um Wahrheiten geht. Das bedeutet, dass die Menschen, die zu der „bloß geschätzten“ Mehrheit zählen, immer öfter mit Haltungen von Politikern konfrontiert werden, die zum aktuellen Zeitpunkt zu bestimmten „Wahlergebnissen“ führen sollen.

Virtue signalling in Verbindung mit Unwahrheiten oder das geschickte Unterdrücken der Wahrheit, die von der „bloß geschätzten Zielgruppe/ Mehrheit“ gerne gehört wird, liegen an der Tagesordnung. Aus der Gruppendynamik weiß man:

„Ehrlichkeit ist nicht unbedingt eine Voraussetzung für das Funktionieren von Gruppen, da kaum jemand die Wahrheit gerne hört.“

Die Gefahr dabei: Minderheiten werden damit nicht angesprochen. Das Problem, dass dadurch entstehen kann hat oft fatale Auswirkungen. Wenn Minderheiten Mehrheiten von der Unwahrheit, politischen Propaganda, des politischen Populismus oder politischen Aktivismus überzeugen kann, dann passieren dadurch Machtumbrüche meist in Form von Neuwahlen (in Demokratien) oder Revolutionen, Putschen oder gewalttätigen, bürgerkriegsartigen Unruhen (in totalitären politischen Systemen).

Die Auswertung sämtlicher Machtumbrüche politischer Systeme und Revolutionen der Geschichte ergab, dass die Auslösung von Machtumbrüchen und Revolutionen, in den verschiedenen Ländern der Welt, immer von Minderheiten ausging, die einen Bevölkerungsanteil von weniger 10% ausmachten. Zu Machtumbrüchen kommt es dann, wenn auch die Mehrheit der Gesellschaft begreift, dass die Staatsführung ihre Argumente so aufbaut, dass sie nicht wahrheits-, sondern bloß mehrheitsfähig sind und sich diese Mehrheit plötzlich als Instrument zum Machterhalt des politischen Systems erkennt. Nachhaltigkeit wird dabei Zwecks Machterhalt oder Aufbau von Marktmacht vollkommen ignoriert. Persönliche Bestrebungen Einzelner stehen vor dem Allgemeinwohl. Dies führt zu Reibung und Reibung erzeugt bekanntlich ja Wärme bzw. Überhitzung.

Die Grundlage für Fehleinschätzungen von Mehrheiten und Minderheiten einer Gesellschaft bilden meist Umfragen und deren bewusste oder unbewusste Fehlinterpretationen. Gefahren verbergen sich auch in der Fehleranfälligkeit von Umfragen selbst und den damit verbundenen Fehleinschätzungen hinsichtlich ihrer Gütekriterien wie ihrer Objektivität, Validität und ihrer Reliabilität (Wie Verallgemeinerungsfähigkeit sind Umfragen von einer kleinen Stichprobengröße?). Stichprobenartige Umfragen zu einem bestimmten Zeitpunkt, an einem bestimmten Ort oder Einschätzungen und deren Hochrechnungen auf die gesamte Gesellschaft, sind relative Momentaufnahmen einer kleinen Anzahl von Menschen, im Verhältnis zu einer tatsächlich hochgerechneten Populationsgröße. Allein schon durch die Abhängigkeit der Zielgruppe vom Befragungsort und Befragungszeitpunkt ergeben sich oft gravierende Fehler bei der Interpretation der Ergebnisse der Befragungen.

Ein ganzheitlicher Prozess erfordert von uns allen ein Umdenken und einen Wissenstransfer dieses Umdenkprozesses für die nachfolgenden Generationen. In erster Linie geht es darum zu lernen Verantwortung (learn to learn) zu übernehmen, nicht um zu zeigen, wie sparsam man sein kann und worauf man verzichten kann bzw. was man alles vermeiden kann. Danach sollte das Gelernte bestehende Prozessketten auflösen (learn to perfom), nicht optimieren. Optimierung ist Leichenschändung. Es geht um jene Art von höherwertigerer Qualität, für die Nachhaltigkeit nur eine Voraussetzung ist, um mit dieser Qualität langfristig die eigene Position abzusichern und dadurch eine permanente und konstate Erfolgsstruktur zu schaffen.

Nachhaltigkeit ist in dieser Prozesskette nur die Voraussetzung dafür, dass sämtliche, nachfolgende Prozesse im Sinne des Allgemeinwohls (Utilitarismus) ablaufen können und es zukünftig zu keinen Umstürzen des Gesamtprozesses kommen kann.